HRV-Messung zur Stress-Analyse
Der Begriff Herzfrequenzvariabilität beschreibt den sich fortwährend variierenden Rhythmus der Herzschlagfrequenz. Auch wenn es bewusst nicht wahrnehmbar ist, ändert sich der Herzrhythmus bei gesunden Menschen regelmäßig, indem eine geringe zeitliche Abweichung von einem Herzschlag zum nächsten entsteht. Diese Abweichung ist ein Hinweis auf die Anpassungsfähigkeit des Körpers gegenüber auftretenden Belastungen. Durch eine HRV-Messung lassen sich mögliche Störungen dieses natürlichen Mechanismus erkennen und individuell passende Trainings-Maßnahmen einleiten.
Was eine Pulsmessung ist, weiß fast jeder – die durchschnittliche Anzahl an Herzschlägen pro Minute. Hört oder spürt man jedoch etwas genauer in sich hinein, fällt auf, dass das Herz auch innerhalb dieser Minute seine Geschwindigkeit verändert. Dabei reagiert das Herz auf verschiedenste Einflüsse von innen und außen. Es schlägt schneller oder langsamer, je nachdem ob man ein- oder ausatmet und ist abhängig von Faktoren wie Alter, Trainingszustand, Tageszeit oder auch medikamentöser Behandlung. Die Herzratenvariabilität (in Kurzform: HRV) beschreibt dabei, wie sich die Zeitabstände von einem Herzschlag zum nächsten im Zeitverlauf verändern. Die Anpassungsfähigkeit der Herzrate erlaubt dabei Rückschlüsse auf den globalen Gesundheitszustand eines Menschen.
In den letzten Jahren hat die HRV zunehmende Aufmerksamkeit im Rahmen wissenschaftlicher Studien erfahren und sich dabei als relevanter Einflussfaktor bei der Wirkung von Therapie- und Trainingsmethoden herauskristallisiert. HRV nimmt dabei nicht nur Einfluss auf das körperliche Schmerzempfinden, sondern steht zugleich in direkter Verbindung mit dem vegetativen Nervensystem und damit der geistig-gesteuerten Emotionsregulierung. Die HRV gibt Auskunft über die Anpassungsfähigkeit von Sympathikus (körperliche Aktivierung) und Parasympathikus (körperliche Entspannung). Ein funktionierender Parasympathikus ist vergleichbar mit einer "inneren Bremse", während der Sympathikus einem "inneren Gaspedal" entspricht. Entscheidend für den gesundheitlichen Zustand des Organismus ist die Balance zwischen beiden Systemen.
Über das genannte Wirkungsgefüge steht HRV als Körperfunktion in direkter Verbindung mit der körperlichen als auch geistig-emotionalen Variabilität des Menschen. So verwundert es kaum, dass HRV als zentraler Einflussfaktor im Umgang mit Stress identifiziert werden konnte. Genauer zeigt sich eine Reduktion der Herzratenvariabilität, wenn der Körper langanhaltendem Stress ausgesetzt ist. Im Gegenzug kann durch Steigerung der Herzratenvariabilität mittels eines HRV-Trainings der Umgang mit Stress und die Regeneration des Körpers verbessert werden. Interessant ist dabei, dass das rein körperliche Atem-Training nicht nur zur Schmerzreduktion beitragen, sondern zugleich die geistige und emotionale Flexibilität steigern kann. Grundlegend verweisen wissenschaftliche Studien auf zahlreiche positive Wirkungen derartiger Atem-Kohärenz-Übungen. So bspw. auf:
- Das Immunsystem
- Das Herz-Lunge-Kreislaufsystem
- Das Hormonsystem
- Das Vegetative und zentrale Nervensystem
- Das Muskelsystem
- u.v.m.
Eine schlecht funktionierende „innere Bremse” ist häufig die Ursache verschiedenster Krankheiten, die meist gar nicht oder erst zu spät erkannt werden. Äußere Einflüsse, wie z. B. Überbelastung, aber auch eine Vernachlässigung des eigenen vegetativen Regelsystems, führen zu einer vorzeitigen Alterung des lebenswichtigen Parasympathikus. Die Leistungsfähigkeit unserer „inneren Bremse“ lässt mit zunehmendem Alter nach. Ungesunde Lebensweise und schädigende äußere Einflüsse führen zur vorzeitigen Alterung. Eine gezielte Stärkung des Parasympathikus kann diesen Prozess verlangsamen und sogar umkehren. Eine Verbesserung der Regelfunktion ist fast immer möglich und sollte auf jeden Fall angestrebt werden.
Generell wirken sich alle gesundheitsförderlichen Maßnahmen positiv auf die Funktion Ihres Parasympathikus aus. Dazu zählen beispielsweise mehr Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, Gewichtsreduktion bei Übergewicht oder Blutdruck-einstellung bei Bluthochdruck. Ein zentraler Baustein ist dabei immer ein gezieltes, HRV-basiertes „Bremstraining“ mit einem geeigneten HRV-System.
Im Rahmen eines HRV-Trainings findet eine systematische Regulation der Atmung statt. Technische Unterstützung durch HRV-Messgeräte kann den persönlichen Trainingserfolg optimieren. Dieses Training können Sie gerätegestützt hier in der Praxis erlernen und dann bequem zu Hause mit Hilfsmittel oder App weiterführen.
Bei der HRV-Messung wird ein spezielles EKG aufgezeichnet. Die 5-minütige Kurzzeit HRV spiegelt den Ist-Zustand des neurovegetativen Nervensystems wider. Hierbei werden beiden Äste (Sympathikus / Parasympathikus) der neurovegetativen Regulation in Ruhe (vgl. Bild 1) untersucht. Während der 1-minütigen RSA-Messung (vgl. Bild 2) atmen Sie nach einem genau festgelegten Atemrhythmus, um den Parasympathikus gezielt zu stimulieren. Ein funktionierender Parasympathikus lässt den Herzschlag im Takt der Atmung schwanken.
Mittels Software kann nun die Stärke Ihrer „innere Bremse” aus den im EKG sichtbaren Schwankungen der Herzschläge berechnet werden. Dabei werden wichtige Einflussfaktoren wie das Alter automatisch berücksichtigt. So zeigt Bild 3 exemplarisch eine RSA-Messung mit überdurchschnittlicher Parasympathikus-Funktion, in der Regel bei sehr gesunder Lebensführung und viel Sport. Bild 4 hingegen zeigt eine parasympathische Dysfunktion und kann auf eine Herz-Kreislauferkrankung hinweisen. Auch akuter Stress, Infektionen und Schmerzen führen zu charakteristischen HRV-Diagrammen.
Erst die Kombination beider Messungen (kurzzeit HRV und RSA) ermöglicht einen differenzierten und umfassenden Blick auf das Vegetativum. Die HRV-Messung dauert nur wenige Minuten, ist nicht belastend und nicht invasiv. Das dem HRV-Scan zugrundeliegende Verfahren wurde von deutschen Medizinern in jahrelanger Forschung entwickelt und immer weiter verbessert.
Die Leistung besteht aus einem einführenden Beratungsgespräch, der Durchführung der HRV-Messung (Kurzzeit-HRV und RSA), eine Analyse der Messung anhand eines Auswertungsprotokolls sowie Empfehlungen zum persönlichen HRV-Training.



